Plattenkritik

City Light Thief - Demo [2009]

Redaktions-Rating

Info

Release Date: 12.06.2009
Datum Review: 30.07.2009

City Light Thief - Demo [2009]

 

 

Eine Band namens CITY LIGHT THIEF bringt eine EP raus, die auf den ersten zwei Konzerten über 50 mal verkauft wird und auch anderorts fleissig neue Besitzer findet. Erstaunlich, wenn man bedenkt, das CITY LIGHT THIEF ihren ersten Auftritt im Januar dieses Jahres hatten. Doch CITY LIGHT THIEF ist gar keine neue Band, es ist eine altbekannte in neuem Gewand. Bereits seit über 5 Jahren machen die Jungs aus Grevenbroich gemeinsam Musik, bis 2008 unter dem (nicht ganz so klangvollen) Namen WHISK?!. Eine Band, die irgendwo zwischen Post-Punk und Punkrock pendelte, die 2008 mit ihrer EP Goodbye, Good Will auf sich aufmerksam machte und es schaffte, die Support-Shows für die angesagten Bands (unter anderem GASLIGHT ANTHEM, TURBOSTAAT, TRIBUTE TO NOTHING, TRIP FONTAINE) abzuräumen und die am Ende sogar auf der Bühne von Rock am Ring zu finden war.

Warum also ein neuer Name, wo man doch auf einem solch guten Weg war? Die Antwort geben die Jungs mit den drei Songs auf ihrer neuen, unbetitelten EP. Diese ist ein gewaltiger Schritt weg von dem Sound, der Whisk?! ausmachte, ein Sperren gegen die Erwartungen. Ein lautes Ja zu einer musikalischen Entwicklung, welche die eigene Leidenschaft und nicht den möglichen Durchbruch wiederspiegelt. Bewundernswert, der Mut, den sie damit zu Tage legten, die Intergrität und auch den Ehrgeiz, welche diese Band besitzt. Doch kann die EP den dadurch gewachsenen, auch eigenen, Erwartungen gerecht werden?

Fixstern im Mikrokosmos der Neuausrichtung ist zweifellos der Opener Domonio Sparrow. Die Geschichte um den kleinen Spatz, der fast den Domino Day scheitern lies, indem er einige hundert Steine umwarf und schliesslich von einem von RTL engagierten Jäger erschossen wurde, lässt sich als Sinnbild für diesen Weg auslegen. Die Angst, trotz all dem Mut mit dem nächsten Schritt zu scheitern respektive sich selbst zu verlieren mag Thema sein, eine Selbstreflexion des eigenen Weges. Doch der Song zeigt auch, das diese Angst zumindest für den Weg der Band unbegründet erscheint. Domino Sparrow mischt Gesang und Geschrei, es gibt Tempo- und Melodienwechsel, Groupshouts und Handclaps, ohne auch nur Ansatzweise überladen zu klingen. Den Vergleich mit THE FALL OF TROY wird die band nicht nur einmal gehört haben, doch es gibt wesentlich schlimmeres, zumal Dominow Sparrow eigenständig genug ist, als Song bestehen zu können. Der Song reisst mit, und spätestens beim dritten Durchlauf erwischt man sich dabei wie man an den völlig falschen Stellen mitklatsch, auf dem Stuhl hin und her rutscht und die Texte mitsingt. Ein fulminanter Start, der zu überzeugen weiß.

Und CITY LIGHT THIEF können oder wollen sich nicht bremsen, auch der nachfolgende Song Vindication Vice Versa geht von Anfang an in die Vollen. Wie auch im ersten Song ist der Text auf en ersten Blick ein sehr persönlicher, geht es doch um einen Abschied. Und auch hier scheint sich das Bild wieder auf die Band projezieren zu lassen, doch ganz anders als im ersten Song schwingt hier keine Angst mit, sondern ein klarer und notweniger Schlußstrich. Musikalisch knüpft der Song nahtlos an das Spatzenlied an, der neue Anzug passt der Band wie angegossen, die Brüche im Song passen und fügen sich zu einem homogenen Lied zusammen. Das geht ins Ohr, und bleibt im Kopf hängen. Ein wunderbarer Song, der dem Opener in nichts nachsteht.

Beim letzte Song Memories/Blackouts nimmt die Band zu Beginn viel Tempo raus, der Song bekommt fast Balladeske Züge. Auch hier lässt sich der Text direkt auf die Band übertragen: Nachdem sie alle Seile gekappt hat stehen sie vor ihrem eignen Neuanfang, dem neuen ersten Schritt. Die Schiffahrtsmetaphorik deutet für Begleiter der Band einen letzten Rückblick an (Das Cover der letzten Whisk?!-Ep zierte ein untergehendes Schiff). Musikalisch scheint dieser dritte Track nicht so entschlossen wie die vorhergehenden, der Song wird lang gezogen und bekommt durch den massiven Einsatz von Groupshouts einen gewissen Pathos, der nicht recht zum sperrigen Auftreten der Band passen mag. Alles in allem kein schlechter Song, aber hier schafft es der Funke nicht in dem Maße überzuspringen wie bei den ersten beiden Songs. Den musikalischen Abschluß bildet eine kleine Ansage der YING YANG TWINS, mit denen sich die Jungs das Studio teilten.

Während dem Hörern der EP hat man die Zeit, das wunderbare Artwork zu begutachten. Das Cover ist in meinen Augen besonders gelungen, ganz spartanisch schmückt es lediglich der kleine Spatz. Das Inennenleben der selbst gebastelten und in mühevoller Handarbeit geklebten EP bilden neben den Texte auch die Danksagungen sowie ein Bild von fünf Astronauten, über deren Bedeutung nur gerätselt werden kann. Alles in allem ist die EP in mühevoller Handarbeit sowie durch die Hilfe von Freunden entstanden, so mischte die Platte zum Beispiel der Gitarrist der befreundeten Band THE TOURIST, das Innenleben gestaltete die Band mit Hilfe von Freunden selbst, einzig das Cover wurde von einer neuseeländischen Künstlerin entworfen.

CITY LIGHT THIEF - eine Band die man darum bitten muss, ihren Weg weiterzugehen. Ein wunderbares Kleinod mit kleinen Schwächen, welche die Begeisterung jedoch nur unwesentlich trüben können. Man sollte diese Band im Auge behalten udn am besten auch einmal live ins Auge fassen. Wenn die Zukunft der deutschen Musiklandschaft mit dem selbem Mut ausgestattet ist wie diese Jungs: es kann nur gut werden. CITY LIGHT THIEF kann man ohne schlechtes Gewissen jedem ans Herz legen.

Für Fans von: THE FALL OF TROY, AT THE DRIVE-IN, TRIP FONTAINE
Anspieltipps: Dominow Sparrow, Vindication Vice Versa

Tracklist
01. Domino Sparrow - 3.11
02. Vindication Vice Versa - 4.23
03. Memories/Blackouts - 5.56
04. Ying Yang Twins present City Light Thief - 0.25

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Torsten H.

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